NZZ launcht KI unterstützte Kommentarfunktion

Thorsten Kuhlmann

Die Kommentarmöglichkeit auf Nachrichtenseiten ist weit verbreitet und wird von Leserinnen und Lesern inzwischen überwiegend als Must-Have-Angebot angesehen. Die Leserschaft möchte ihre Meinung abgeben, und das Nachrichtenportal kann wiederum bei seinen Nutzerinnen und Nutzern punkten, indem es eine konstruktive Diskussionskultur sicherstellt.

Zusätzlich hat die digitale Welt dem analogen Vorläufer des Online-Kommentars, dem klassischen Leserbrief, viel voraus: Ein Kommentar ist deutlich schneller und mittels mobiler Endgeräte auch ortsunabhängig verfasst. Die Reichweite eines Kommentars ist häufig höher und die mögliche weitergehende Kommentierung durch andere Nutzerinnen und Nutzer ein zusätzlicher Mehrwert für die Diskussion. Die Redaktionsmitglieder erhalten durch die Online-Kommentierung deutlich stärkeres Feedback, können eventuelle Hinweise und Anregungen für zukünftige Recherchen und Berichterstattungen nutzen.

Die renommierte Neue Zürcher Zeitung (NZZ) bietet aus diesen Gründen die Kommentarfunktion nach einer mehrmonatigen Auszeit seit April wieder auf ihren Nachrichtenseiten an. Sie setzt durch den Dialog auf Augenhöhe mit der Leserschaft ein starkes Zeichen der Glaubwürdigkeit. Ziel ist es, dass Kommentare die Berichterstattung ergänzen und aufwerten. Hass und Wutrede sollen auf den Seiten der NZZ keinen Raum bekommen. Entsprechend klar formuliert die NZZ auch die Regeln für einen konstruktiven Austausch, die Netiquette, unter der obersten Prämisse „Es besteht kein Recht auf Publikation.“ – insbesondere, wenn es sich um destruktives Kommentierungsverhalten handelt. Konstruktive Kommentare hingegen sollen ohne Zeitverzug in die Diskussion eingehen, damit sich ein guter, echtzeitlicher Diskussionsbogen entwickelt.

Um das hohe Kommentar-Aufkommen beherrschen zu können, setzt die NZZ von Anfang an auf die Unterstützung durch modernste technologische Lösungen. Mit Coral hat sie das fortschrittlichste Tool zur Onsite-Kommentierung im Einsatz. Die Moderations-KI von Conversario hilft der Redaktion zum einen, beleidigende, hetzerische oder diskriminierende Kommentare sowie weitere Arten destruktiven Kommentierungsverhaltens – auch Community Mitgliedern gegenüber – schnell zu identifizieren. Zum anderen hilft die Moderations-KI der Redaktion auch, besonders konstruktive Inhalte rasch zu erkennen, um diese eventuell im Dialog zu fördern und dadurch die Diskussionsvielfalt zu erhöhen.

Die NZZ kommuniziert offen den Einsatz der technologischen Unterstützung und macht auch damit sehr deutlich, dass ihr die Qualität in den Kommentarspalten ein besonderes Anliegen ist. Zugleich ist diese Kommunikation – und die damit zu erwartende Diskussion über den Einsatz zukunftsweisender KI-Technologien – mindestens genauso bedeutungsvoll wie die Tatsache, dass die NZZ jetzt wieder eine Kommentarfunktion anbietet. Denn dieses Thema ist nicht einfach und beschäftigt alle Beteiligten, teils sehr emotional.

Wir von Conversario wissen sehr genau, welche Bedenken und Ressentiments Menschen im Umgang mit künstlicher Intelligenz hegen. Und es hat sich seit jeher im Dialog mit unseren Kunden gezeigt, dass Transparenz und Einfühlungsvermögen in die Belange der Nutzerinnen und Nutzer wesentliche Voraussetzungen für die Akzeptanz neuer Technologien sind.

Daher war es für uns sehr spannend zu verfolgen, wie die Leserinnen und Leser der NZZ die Wiederbelebung der Kommentarfunktion, die Netiquette und den Einsatz von KI bewerten. Hierzu haben wir uns die Kommentare unter zwei Online-Artikeln, in denen die erneuerte Funktion thematisiert wurde, angeschaut.

Positive Reaktion der Community zur neuen Kommentarfunktion

Die NZZ schreibt zur Wiedereinführung der Kommentarfunktion, dass die Leserbeteiligung schon immer Teil einer Zeitung, die etwas auf sich hält, gewesen sei. Und weiter heißt es, dass bis heute die Leserbriefseite zu den beliebtesten Rubriken einer Zeitung gehöre. Für viele Leserinnen und Leser sei die Meinung derjenigen, die aus demselben Milieu stammen, fast spannender als die Meinung der Autorinnen und Autoren. Diese Einschätzung wird von der Leserschaft in den betrachteten Kommentaren nicht nur geteilt, sondern überwiegend als sehr positiv aufgenommen.

Etliche Leserinnen und Leser mit Interesse an einer Debatte nutzen nach eigenen Angaben bereits Kommentarmöglichkeiten auf anderen Nachrichtenseiten. So sind für einen Leser die Kommentare sogar das Wertvollste an einem Nachrichtenportal. Ein weiterer Leser würdigt insbesondere die Veröffentlichung der Kommentare in Echtzeit, weil, so schreibt er, dadurch ein echter Dialog stattfinden könne. Ein weiterer Nutzer sieht die Chance, dass sich weiteres Wissen unter den Foristinnen und Foristen streue. Zugleich werde auch ein gesellschaftliches Stimmungsbarometer geliefert.

Mit Verweis auf die Kosten für die Moderationsleistung äußert ein Nutzer zugleich die Bereitschaft, pro Monat beispielsweise zehn Euro nur für den Kommentarteil zu zahlen. Ein anderer Kommentator äußert, er hätte das Abonnement fast beendet, weil es viele nur schwer verdauliche redaktionelle Meinungen gegeben hätte. Da er sich nun wieder äußern könne, werde er nicht kündigen.

Auch die Absicht der NZZ, dass sich Redakteurinnen und Redakteure in Debatten einbringen, wird in der Leserschaft positiv aufgegriffen. In einem Kommentar wird bereits geschlussfolgert, dass eine neue Lebendigkeit entstehen könne, wenn Aussagen im Artikel aufgrund der Kommentare präzisiert oder erklärt würden. So werde wahrhaftig zum Denken angeregt. Nur im Austausch von Standpunkten könnten vorhandene Denkschemata und Reflexe durchbrochen werden.


Die NZZ hat die Wiedereinführung der Kommentarfunktion medial begleitet:

Bei der NZZ ist die Kommentarfunktion zurück – das sind die Neuerungen

Auch für Leserkommentare gibt es Regeln: Jede Meinung wird begründet, jede Behauptung wird belegt


Hierzu gibt es aber auch Widerspruch. So lehnt ein Kommentator jegliches Mit-Kommentieren von Redakteurinnen und Redakteuren ab, da es seiner Meinung nach kein Machtgleichgewicht zwischen Kommentatorin oder Kommentator und Redaktion gebe. Das Thema Ungleichgewicht wird auch in einem anderen Kontext wiederholt vorgebracht. So sehen Kommentatorinnen und Kommentatoren die Gefahr, dass politisch unkorrekte oder gegen die Position der Redaktion geäußerte Kommentare verborgen werden könnten.

Aber auch bei weniger emotional involvierten Kommentatorinnen und Kommentatoren scheint es ein Verständnisproblem bezüglich der Netiquette-Vorgaben und der Moderation zu geben. So wird beispielhaft gehofft, dass (sachliche) Kritik nicht zu sehr ausgebremst werde. Richtigerweise hat hier die Redaktion unmittelbar reagiert, auf die Netiquette verwiesen und erläutert, dass nicht Kritik verborgen wird, sondern Beleidigungen und Schlimmeres. Und in dieser Hinsicht springen auch viele Foristinnen und Foristen der Redaktion zur Seite.

An diesem letztgenannten Beispiel ist zu erkennen, wie wichtig der konstruktive Dialog zwischen Medium und Community ist – nicht zuletzt auch bezüglich der seriösen Kommunikation und des richtigen Einsatzes wirksamer KI-Lösungen.
Im Fazit halten wir Folgendes fest:

  • Die Leserinnen und Leser der NZZ reagierten sehr positiv auf das wiederbelebte Kommentarangebot.

  • Manche Leser formulierten Vorbehalte gegenüber einem missbräuchlichen Einsatz der Moderations-KI bzw. redaktionellen Zensurbestrebungen.

  • Die Online-Redaktion konnte zeitnah auf die Belange der Leserschaft eingehen und den Dialog begleiten, sodass sich ein für beide Seiten positives Diskussionsergebnis ergab.

  • Statistiken zeigen, dass die Moderations-KI die Publikationsverzögerung der Kommentare in erheblichem Maße verbessert und der Redaktion den Rücken freihält für abwägungsbedürftige Entscheidungen.

So kann eine konstruktive Community entstehen und wachsen!

Wir wünschen der NZZ viel Erfolg auf ihrem Weg in die Zukunft.

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